Für Dormagens Partnerstadt Chipata in Sambia im südlichen Afrika ist eine flächendeckende Wasserversorgung nicht selbstverständlich. Unterstützung kommt deshalb aus Dormagen.
Ein Großteil der Bevölkerung in der Republik Sambia hat keinen direkten Zugang zu Trinkwasser. „Viele Menschen beziehen ihr Wasser an sogenannten Wasser-Kiosken. Nur zwei von sieben Ortsdistrikten haben überhaupt ein eigenes Wassernetz“, erzählt Alexander Drechsler. Der Technische Leiter der evd war zusammen mit seinem Kollegen Tim Backeshoff, der bei der evd für das Gas- und Wassernetz verantwortlich ist, Moritz Rechenberger von den Technischen Betrieben Dormagen (TBD) sowie zwei Mitarbeiter*innen vom Ruhrverband im März 2024 zu Besuch in Chipata. Eine interessante Erfahrung für Alexander Drechsler und Tim Backeshoff.
Nachhaltige Trinkwassversorgung
„Wir haben uns vor Ort einen Eindruck von der Wasserversorgung verschafft, um so praktische Unterstützung leisten zu können.
Konkrete Projekte und Zuständigkeiten wurden auch besprochen“, sagt Drechsler. Ziel der Partnerschaft zwischen evd, TBD, Ruhrverband und dem sambischen Wasserversorger Eastern Water and Sanitation Co Ltd. ist es, einen dauerhaften Wissenstransfer rund um die Wasserversorgung, -entnahme, -aufbereitung sowie Abwasserentsorgung zu etablieren. „Im Grunde wird in Chipata das Wasser mit
denselben Arbeitsschritten wie bei uns zu Trinkwasser aufbereitet. Der große Unterschied besteht darin, dass hier bei uns alles
automatisiert abläuft, während in Chipata vieles noch manuell gemacht wird“, erklärt Backeshoff. Ein ganz grundlegender Unterschied besteht im Rohrnetzsystem. Während in Deutschland die Trinkwasserleitungen sicher unter der Erde liegen und so zum Beispiel vor Wettereinflüssen oder Vandalismus geschützt sind, verlaufen in Chipata viele Wasserleitungen oberirdisch. „Die Rohre schweben teilweise
meterlang in der Luft. Das kann man sich in Deutschland gar nicht vorstellen“, erzählt Backeshoff.
Verluste in Afrika enorm hoch
Um Wasser nachhaltig zu nutzen, ist es wichtig, die Verluste so gering wie möglich zu halten. In Deutschland gehen statistisch gesehen durchschnittlich fünf Prozent des Wassers im öffentlichen Trinkwassernetz verloren. Grund hierfür sind zum Beispiel Leckagen an Versorgungsleitungen. Weltweit dagegen geht täglich eine unglaubliche Menge an Wasser verloren, wobei der durchschnittliche Wasserverlust von Land zu Land variiert. In afrikanischen Ländern liegt er laut Schätzungen bei mindestens 50 Prozent. Die Ursachen: Verwendung von minderwertigen Rohren, Verbindungen oder Ventilen sowie unsachgemäßes Management des Wasserverteilungssystems.
Wasserverluste wirken auch auf die Umwelt
In Chipata gibt es keine Aufzeichnung darüber, wie viel Wasser vom Staudamm ins Wassernetz eingespeist wird. Dementsprechend
fehlen auch Zahlen zum tatsächlichen Wasserverlust. „Hohe Wasserverluste bedeuten, dass die Versorgungsunternehmen größere Wassermengen transportieren müssen, als Kund*innen benötigen, und das kostet zusätzliche Energie und Geld. Ein weiterer Nachteil ist, dass Leckagen im Netz eventuell zu spät bemerkt werden. Diese können erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben – zum Beispiel
in Form von Bodenbewegungen oder Überschwemmungen. Wenn sie nicht rechtzeitig bemerkt werden, können nachfolgende Bodeneinbrüche zu einer Gefahr für die Infrastruktur und die Sicherheit der Menschen werden“, erläutert Backeshoff. Eine Strategie zur Verringerung der Wasserverluste kann die Effizienz von Wasserversorgungsunternehmen verbessern, die Lebensdauer verlängern und die Rentabilität des Unternehmens auf nachhaltige Weise steigern.
Zum Schutz des Wasserhaushalts
Die evd leistet nicht nur technische Unterstützung in Afrika: „Auf Wunsch der sambischen Kolleg*innen geben wir auch Hilfestellung
bei IT-Infrastruktur, Marketing, Vertrieb und Personalgewinnung“, sagt Drechsler. Ebenso ist das Thema Abwasser für Chipata von großer Bedeutung. „Die Situation bei der Abwasserbeseitigung ist vergleichbar mit der bei der Trinkwasserversorgung. Nur ein kleiner Teil der
Bevölkerung ist an das Abwassernetz angeschlossen. Ansonsten erfolgt die Abwasserbeseitigung hauptsächlich dezentral über unterirdische Tanks oder Gruben. Wir wollen unsere Kolleg*innen bei Eastern Water in technischen, aber auch organisatorischen
Fragestellungen unterstützen, um letztlich zum Schutz des gesamten Wasserhaushalts beizutragen“, erklärt Moritz Rechenberger. Er ist bei der TBD für die Stadtentwässerung verantwortlich.
Starke Partner für Chipata
Gefördert und finanziert wird das Projekt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen des Projekts „Betreiberplattform zur Stärkung von Partnerschaften kommunaler Unternehmen weltweit“. Als weitere deutsche Partnerunternehmen sind die Stadt Dormagen mit den Technischen Betrieben Dormagen (TBD) und der Ruhrverband an dem Projekt beteiligt.
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